
Abenteuer bei Tag und Nacht
Wenn man Jump and Run hört, an was denkt man? Zuerst sicher Mario und Sonic, die Begründer dieses Genres. Jahrelang leisteten sich diese zwei Konkurrenten ein Kopf an Kopf Rennen um den Spitzenplatz. Nachdem Sega jedoch aus dem Hardware-Geschäft ausgestiegen ist und sich nur noch als Entwickler betätigt, ging es mit dem blauen Igel steil den Berg hinunter und er kam nie wieder auf einen grünen Zweig. Auch der neuste Teil vermag die Serie nicht mehr in das brillante Licht zu rücken, in dem sie einst erstrahlte.
Sonic Unleashed, der Titel ist Programm, leider. Schon zu beginn fallen euch zwei wesentliche Sachen auf, ersten phänomenale Rendering Sequenzen, und zweitens, wieder mal eine Story die weder spannend ist noch Sinn macht. Wieder ein Mal auf der Jagd nach Eggman, seit ihr prompt in eine Falle gelaufen. In einer art Kraftfeld gefangen werden euch Energie und die Chaos Kristalle entzogen. Erschöpft am Boden liegend, müsst ihr nun mit ansehen, wie Eggman euch eurer Kraft einen mächtigen Strahl gebündelt hat und den sogleich auf die Erde losschickt. Sein Ziel, die äussere Hülle der Erde zu brechen um so das gigantische Wesen Gaia zu beschwören und seinen Traum von Eggman-Land zu verwirklichen.
Bis zu diesem Punkt ist noch alles in Ordnung. Doch die Entwickler haben, aus was für einem Grund auch immer, sich dafür entschlossen, dass Sonic nicht mehr genug cool ist, sodass sie ihr „aufrüsten“ müssen. So liegt ihr nun am Boden und plötzlich verwandelt ihr euch in einen, nein nicht Werwolf, sondern Werigel. Zusammen mit den aufgebrauchten Kristallen werdet ihr zurück auf den Planeten befördert, wo ihr auf einem kleinen, roten Wesen, dass dank euch nun keine Erinnerungen mehr hat, stösst und dass euch fort an auf dem ganzen Weg begleitet und jeder Person Schokolade anbietet. Naja liebe Entwickler, nicht ganz das was wir uns unter Sonic vorstellen.
Fans der Serie werden wieder ein Mal enttäuscht sein, Kinder am Schwierigkeitsgrad verzweifeln und alle anderen werden sich einfach an den Kopf fassen. Mit den Ursprüngen der 16-Bit Zeiten hat der neuste Teil nur noch wenig bis gar nicht zu tun und ähnelt nun mehr einem Beat‘em up als an einem rasanten Jump and Run Adventure. Doch schauen wir uns das mal in Detail an.
Gameplay 
Sonic, klar, Jump and Run, denkt sich jeder. Maximal zur Hälfte richtig. Am Tag, wenn ihr nicht gerade als Werigel durch die Nacht streift, könnt ihr tatsächlich auch im neusten Teil durch Highspeed-Levels Zischen. Diese sind, muss man wirklich sagen, der einzige Kaufgrund des Spieles. Denn die haben es wirklich in sich.
Hier war Back to the Roots angesagt und man orientierte sich an den 2D Vorgängern. Diese wenigen Levels haben den Entwickler wohl so viel abverlangt, dass sie keine Zeit mehr für den Rest hatten, wobei diese Jump and Run Levels lediglich einen Drittel des Spieles ausmachen.
Als Werigel streift ihr in der Nacht durch wahre Gameplay-Albträume. In dieser Form habt ihr die Fähigkeit des schnellen Ganges verloren, dafür Gummi-Arme bekommen , mit denen ihr zuerst ein mal ein Glace rettet, dass auf den Boden fallen würde, kein Witz. In dieser Gestalt zieht ihr nun durch die Nacht, und verprügelt allerlei mystischer Wesen, aus dem Inneren der Erden. Nebst diesen Prügeleinlagen, hat es ab und zu noch „Rätsel“ welche jedoch so einfach wie langweilig sind. Zusammen mit der Umgebung die sehr stark an ein Adventure Setting a la Prince of Persia erinnert, geben diese Levels die richtig langweilige und schlechte Note diesem Spiel, das doch viel mehr verdient hätte.
Als ob diese langen Nachtlevels noch nicht genug wären um das Spiel in die Länge zu ziehen, haben die Entwickler noch ein Feature von Münzen eingeführt. Bevor ihr einen Level Spielen könnt, müsst ihr ihn freischalten indem ihr Sonnen oder Mond Münzen aus den alten Levels sammelt. Insgesamt entstehen so 10 Stunden Sonic-Qual, wobei etwa 2 Stunden hochwertige Hishpeed-Levels, wie aus alten Zeiten sind. Wann wird Sega endlich einsehen, dass der Spieler nur Sonic und Highspeed-Levels braucht um ein Sonic Abenteuer so richtig zu geniessen? In der dritten Dimension haben sie dies noch nicht zu stande gebracht und wir warten bis heute auf ein Sonic, den alten Teilen das Wasser reichen kann.
Grafik
Sie lässt sich gut in drei Gruppen aufteilen. Die phänomenalen Rendering Sequenzen, die gut geratene Game-In Grafik und die schrecklichen Zwischensequenzen, welche zwar optisch nicht so fürchterlich sind wie inhaltlich. Doch gehen wir dies Punkt für Punkt durch. Schon zum Beginn des Spieles seht ihr, welch wunderbare Sequenzen von den Entwicklern geschaffen wurde. Dies lässt eure Hoffnung steigen, dass ihr während dem weiteren Verlauf des Spieles mit noch mehr Sequenzen verzückt werdet. Leider trifft dies jedoch nicht zu.
Das einzige was ihr ab und zu sehen werdet, sind plump gemachte Filmchen, welche zudem auch inhaltlich absolut katastrophal sind. Manchmal denkt man einfach: Was hat das noch mit Sonic zu tun. So zum Beispiel eine Szene in der euer neuer Freund Chip, das fliegende rote Wesen vorgestellt wird, welches von einer Szene mit einem Glace gefolgt wird, dies wird ausführlich ausgeschmückt mit allen möglichen Zutaten. Etwa auf diesem Niveau sind die restlichen Sequenzen, bei denen man manchmal wirklich das Gefühl hat, dass sie optisch schlechter aussehen als die normale Game-In Grafik.
Bei dieser Game-In Grafik, gibt es im Vergleich zum restlichen Spiel, verhältnismässig, wenig zu reklamieren. Solide CharakterModels und vor allem die gut gestalteten Highspeed-Levels machen hier einen sehr schönen Eindruck.
Sound 
Schon seit fast 20 Jahren hat Sonic den gleichen Sound. Auch im neusten Teil haben sie ihn so belassen, wie der Spieler ihn seit Jahren kennt. Natürlich überarbeitete und leicht verbesserte Versionen, die wie schon früher, auch heute die, leider viel zu wenigen, rasanten Highspeed-Levels optimal untermalen und eine bekannte Atmosphäre schaffen.
Was jedoch die alten Teile nicht bieten konnten, ist eine Synchronisation der Protagonisten. Hierbei muss man sagen, dass vor allem in die Sprachausgabe von Sonic viel Arbeit gesteckt wurde, die jedoch bei allen anderen Charakteren merklich fehlt. So haben alle Bewohner die ihr antrefft, lediglich einen Text den ihr lesen könnt und murmeln etwas unverständliches vor sich hin.

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