Standorterörterung

Der eSport in der Schweiz war, verglichen mit anderen Ländern, nie besonders gross. Das ist eigentlich auch keine grosse Überraschung, sind wir doch ein sehr kleines Land. Allerdings befindet sich der eSport in der Schweiz momentan fast im freien Fall.

2005 war sozusagen der Höhepunkt des schweizer eSports.

Man erinnere sich nur einmal an die vielen offline Events im Sommer anlässlich der WCG Qualifikation im e-Dome (oder war das noch das Boomtown?), wo dem Zuschauer, wie auch dem Spieler etwas geboten wurde. Damals wurde sogar noch der angrenzende Raum gemietet, um eine grosse Spectator Area einzurichten und jedem die Gelegenheit gegeben am DoA 4 Turnier mitzuspielen.

Dazu kommen viele grössere Lan Parties mit 300< Teilnehmern, sodass man fast monatlich auf grosse Lans gehen konnte. Ich weiss noch, dass ich alleine im April dreimal auf Lan war und das waren allesamt grössere Lans mit vielen Turnieren.

2006 begann die Stagnation und anschliessend der Sinkflug.

Es gab viel weniger Turniere als 2004/2005. Die früher regelmässig durchgeführten Boomtown Masters oder andere Events im Internet Cafe waren einfach verschwunden. Gleichzeitig gingen viele Spieler immer wieder über kurze Zeit inaktiv, oft wegen einer gewissen Designerdroge mit dem WoW Effekt. Zwar wurde 2006 die Gamersnet Majorleague lanciert, die auch viele Spieler angezogen hat, aber zu wenig straff geführt wurde.

Es gab auch jetzt schon nicht mehr soviele Lans, als in den Jahren zuvor. Mit der Mystery Lanforce und der Airplane hatten wir aber immer noch zwei Lans mit vierstelligen Besucherzahlen, was meiner Meinung nach sehr wichtig ist. Solche Lans geben nicht nur den Gamern eine Gelegenheit sich zu treffen, sondern zeigen auch der Öffentlichkeit, wie gross unsere Community ist und was wir zu Stand bringen können.

2007 befinden wir uns dann quasi im freien Fall.

Offline Turniere gab es – bis auf die obligatorische Quali zur ECG – keine und es sind auch keine angekündigt, mal von der ESWC & WCG Qualifikation abgesehen. Besonders schlimm ist es gerade jetzt, dass es nahezu keine grössere Lan Party mehr gibt. Nur die SLANP hält sich als letzte regelmässig durchgeführte Lan Party noch tapfer, jedoch kursieren auch hier Gerüchte, dass Don langsam aber sicher aufhören will.

Wie kann man mehr Leute für eSport begeistern?

Eigentlich spielen sehr viel mehr Leute CS und Warcraft 3, als dass es die Teilnehmerzahlen der letzten Turniere und Ligen vermuten lassen. Das ist für mich einer der grössten Missstände im schweizer eSport. Ich kann hier zwar nicht für Counter Strike, Fifa etc. sprechen, aber im Warcraft 3 ist es so, dass sich im Battle.net sehr viele Schweizer tummeln, die gar nicht wissen, dass etwas wie eine WCG, ESL oder gamersnet.ch existiert und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das bei sehr vielen anderen Spielen auch der Fall ist. Ich finde das sehr schade, denn diese Leute würden vielleicht sehr gerne an Turnieren teilnehmen oder als Zuschauer hingehen.

Jetzt stellt sich die grosse und entscheidene Frage, mit welcher mein Artikel sich beschäftigt: Wie informiere ich potentielle eSportler über den eSport?

Ein potentieller eSportler ist für mich jemand, der aus Eigeninitiative ein Game online gegen andere Menschen spielt, aber noch wenig bis nichts über Turniere weiss. Wenn man so jemandem sagt: „Hey wenn du in diesem Spiel gut bist, kannst du in der Schweiz locker ein paar hundert Franken gewinnen und Leute die richtig gut sind, verdienen mit dem Spiel an einem Wochenende fünfstellige Beträge“, glauben die einen das gar nicht, während andere zumindest verblüfft sind.

Auf eine solche Information kann es dann verschiedene Reaktionen geben

1.  Die Person ist Feuer und Flamme dafür und will sich sofort zum nächsten Turnier anmelden.

2.   Die Person findet das zwar interessant, ihr ist aber der Anmeldevorgang und das Verhalten bei solchen Turnieren fremd und sie ist daher zwischen überfordert und abgeschreckt.

3.  Die Person findet das interessant und sie kommt auch mit der Anmeldung klar, jedoch zweifelt sie an ihrer eigenen Leistung und hat das Gefühl, es lohne sich ja sowieso nicht mitzumachen.

Wie wirken sich diese Reaktionen auf den eSport aus?

1.      Dies ist natürlich der optimale Fall. Jetzt muss die Person nur noch wissen, wann, wo und in welchem Format solche Turniere stattfinden. Das kann sie einerseits zum Beispiel über gamersnet.ch nachlesen oder auf einschlägigen Websites. Allerdings sind beide Sachen doch recht mühsam, da einerseits auf gamersnet.ch relativ wenig Turniere stattfinden und daher der potentielle eSportler bald mal die Lust daran verliert, jeden Tag nachzuschauen, ob endlich doch ein Turnier stattfindet. Andererseits haben Websites aus der Szene den Nachteil, dass sie nicht über schweizerische Turniere berichten, geschweige denn diese ankündigen. Die optimale Lösung für dieses Problem wäre etwa ein Turnierticker, der künftige Turniere auflistet. Auf inwarcraft.de gibt es bereits einen Turnierticker, der die meisten relevanten Turniere ankündigt.

2.      Dieses Problem ist an sich leicht zu lösen. Die Anmeldung für fast alle Turniere benötigt lediglich die Registrierung und einen Login & Check-In. Wer sich da einmal überwindet zu lernen wie das funktioniert, hat nachher keine Probleme mehr damit, sich für ein Turnier anzumelden. Man kann jemandem zwar sagen, wie das ganze funktioniert doch ausführen muss er es selbst und den Anmeldevorgang kann man, ohne Qualitätsverlust des Turniers, nicht weiter vereinfachen.

3.      Das ist besonders im schweizer eSport ein grosses Problem. Obwohl es vielleicht an einer Lan Party viele Warcraft 3 Spieler gibt bzw. viele über ein Turnier informiert sind, haben sie dennoch keine Lust mitzuspielen. Und das nur weil sie denken, dass sie eh nicht gewinnen können und es sich deswegen nicht lohnt. Das ist meiner Meinung nach eine völlig falsche Einstellung. Ich bin mir sicher alle Spieler die sich einen Namen machen konnten, haben nie so gedacht, denn wer so denkt, wird ganz sicher nie ein Turnier gewinnen. Selbst wenn man dann in der ersten Runde verliert, ist das doch halb so schlimm. Diese Turniere werden in einem Knockout Modus gespielt und da ist es nun einmal so, dass die Hälfte aller Teilnehmer in der ersten Runde rausfliegt, ganz egal wie gut die sie auch sein mögen. Als ich an die WCG Offline Quali 2004 gegangen bin, war ich auch ein unbeschriebenes Blatt und hätte ich gedacht: „Ja komm, es lohnt sich doch eh nicht nach Bern zu fahren da Wulvi mich sowieso plättet“, wäre ich nie auf einer WCG gewesen. (Anm: Um ganz ehrlich zu sein, habe ich tatsächlich so gedacht und wollte eigentlich gar nicht auftauchen, aber Yverman hat mich dann (zum Glück) am Telefon überredet doch noch zu kommen.)

Fazit: Es gibt Ursachen die wir beeinflussen können und solche, bei denen das leider nicht möglich ist. Die Informationspolitik zum Beispiel liesse sich noch sehr viel weiter verbessern. Wenn man sich bei Warcraft 3 ins Battle.net einloggt, betritt man automatisch den Channel des eigenen Landes (Frozen Throne CHE-1) und liest was dort geschrieben wird. In diesem Channel befinden sich am Abend immer sehr viele Leute die gerade nicht am spielen sind. Von dort aus kann man sich auch in ein Spiel einklinken, chatten und wozu man sonst gerade Lust hat. Wenn man beispielsweise in den deutschen Channel geht (Frozen Throne DEU-1) wird man, anders als bei uns, regelrecht von Bots zugespammt. Das wäre wahrscheinlich der beste Ort überhaupt, um Informationen an Spieler weiterzugeben. Das ganze ist sogar recht simpel, man braucht dazu lediglich das Programm Stealthbot 2.7 (http://www.stealthbot.net), welches sich relativ leicht dazu programmieren lässt, in kurzen Intervallen Nachrichten an alle Spieler zu senden. Und schon hat man die ideale Werbeplattform, über welche man alle in der Schweiz aktiven Warcraft 3 Spieler erreichen kann. Ich betone noch einmal, viele von diesen Spielern wissen gar nicht, dass es etwas wie gamersnet.ch oder die WCG gibt. (Anm: bei der WCG 2006 Qualifikation konnten sogar viele Spieler, die sich bereits ein wenig im eSport auskennen, nicht mitspielen, weil sie nicht wussten, dass die WCG Qualis angefangen haben. Diese Leute spielen halt vor allem Warcraft 3 und surfen eher selten auf gamersnet.ch. Wenn man diese Spieler erreichen will, dann ist so ein Bot einfach die beste Möglichkeit.) Ich behaupte wenn man hier die Informationen besser an die potentiellen Teilnehmer weitergibt, kann man wesentlich mehr Leute dazu bewegen, an Turnieren teilzunehmen.

Ich habe mir lange überlegt wie man den eSport in der Schweiz noch auf eine andere Art und Weise fördern könnte. Man müsste ja meinen, dass Turniere mit viel Preisgeld, die Spieler dazu motivieren würden, mehr zu trainieren. Leider ist das überhaupt nicht der Fall. Trotz der verhältnismässig hohen Preisgelder in der EPS.Alpen, schaffen es auch renomierte Teams wie e1 nicht, ihre Spiele zu absolvieren, bis sie dann sogar aus der Liga geworfen werden. Die Gnet Major League musste ebenfalls mit der Inaktivität vieler Spieler kämpfen. Dazu kommt, dass solche Preisturniere fast nur bereits bekannte Spieler anlocken und keine neue Spieler dazu kommen. Grund dafür ist wieder, dass sich viele denken, dass sie ja eh keine Chance haben und es sich daher gar nicht lohnt, z.B. ins eDome zu fahren und am Turnier mitzumachen. Ein weiteres Problem ist, dass für die Spieler die inaktiv werden, bzw. mit WoW anfangen, keine neuen eSportler mehr kommen. Das hat zwei Gründe. Einerseits kauft heute fast niemand mehr ein CS oder W3, weil diese Games zugegebenermassen bereits ziemlich alt sind, andererseits haben die wenigen, die neu einsteigen fast keine Chance einen Vorsprung von über 4 Jahren aufzuholen. Dieses Problem haben neue Titel wie C&C 3 oder Gears of War nicht, was auch der Grund dafür ist, dass sie das Potential haben, grosse eSport Titel zu werden.

Es bleibt also nichts anderes übrig als den eSport noch mehr auf dieser Informationsebene zu puschen. Hier kann man dafür noch sehr viel weiter gehen, als Mund zu Mund Werbung und Channelbots. Es sollte doch möglich sein, dass jeder, der C&C 3 kauft darüber informiert wird, dass er mit dem Spiel die Möglichkeit hat für eine Woche nach Seattle zu fliegen und der Weltmeisterschaft der Computerspiele nicht nur beizuwohnen, sondern sogar selbst mitmachen kann. Electronic Arts hat dieses Jahr nicht weniger als drei der World Cyber Games Titel entwickelt und verkauft. Da sollte man doch meinen, dass sich hier ein kleiner Deal anbietet. Dass man viel Geld und eine Woche Ferien in Seattle gewinnen kann, wenn man C&C 3 spielt, ist meiner Meinung nach ein guter Werbefaktor. Warum steht da nicht irgendwo auf der C&C 3 Verpackung oder den Werbepostern die überall im EB Game Store hängen etwas in diesem „MTV Werbung Stil“ wie: „Spiel C&C 3 und fliege mit den besten Gamern der Schweiz an die Weltmeisterschaft in Seattle“ oder „Electronic Arts und die WCG schicken dich nach Seattle, damit du an der Computerspiele WM für die Schweiz spielst“? So etwas weckt nicht nur das Interesse eines potentiellen Käufers des EA Titels, sondern beschert der WCG auch noch mehr Teilnehmer an ihren diversen Qualifikationsturnieren. Wenn aber ein Käufer nicht weiss, dass es die WCG gibt und dass er sich über gamersnet.ch anmelden muss, dann wird er halt höchstwahrscheinlich nicht an einem diesbezüglichen Turnier mitspielen. Und das nur weil er nicht informiert worden ist, was ich sehr schade finde.

Da EA und die WCG und diverse andere es versäumt haben, die Käufer direkt beim Kauf zu informieren, wird es nun sehr viel schwieriger für andere Parteien, wie etwa Gnet potentielle eSportler abzuholen. Die nächste Möglichkeit ist das mit dem Channelbot der eigenständig Werbung für Gnet, WCG, ESWC etc. macht. So würde wenigstens jeder, der das Spiel übers Internet spielt, von diesen Turnieren erfahren. Von da an wird es dann nahezu unmöglich, die Zielgruppe mit Werbung auf Turniere aufmerksam zu machen. Wenn man Glück hat, schaut sich der C&C 3 Käufer gerade im richtigen Moment Game One auf MTV an, wenn sie über die kommende WCG reden, was halt doch ziemlich unwahrscheinlich ist. Noch unwahrscheinlicher ist, dass Budi dann auch noch erklärt, wie man sich als Schweizer an die Qualifikation anmeldet...

Bleiben uns also folgende Möglichkeiten, die im finanziellen Rahmen bleiben:

(geordnet nach finanziellem Aufwand)

1.      Mund zu Mund Werbung

2.      Werbung über Channelbots in Warcraft 3 und Spielen, in welchen sich diese Möglichkeit anbietet. Ich hatte zwar noch keine Gelegenheit C&C 3 zu spielen, ich bin mir aber fast sicher, dass das bei diesem Spiel ebenfalls machbar ist.

3.      Plakatwerbung bei einschlägigen Game Shops (EB Games, Softridge etc.)

4.      Mit den genannten Shops vereinbaren, dass der Verkäufer jedem Käufer eines C&C 3‘s einen Flyer mitgibt.

5.      Werbung im Spieleteil von 20 Minuten.

6.      Werbung bei Gamecity machen (das ist diese Sendung über Computerspiele auf Star TV mit Ill-Fil).